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Wanderungen und Kanutouren

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Nigardsbreen oder Jostedalsbreen - Was ist richtig?

Der eine sagt er war auf dem Jostedalsbreen, der andere sagt er war auf dem Nigardsbreen Gletscher. Manche sind vielleicht verwirrt, wo der Unterschied zwischen diesen beiden „Gletschern“ liegt, zumal die Namen oft gleichwertig benutzt werden. 

Hier daher mein Versuch diese Frage zu beantworten, und ein Bericht meiner Gletschertour im Spätsommer 2016

Weitere Informationen könnt ihr auch auf der Internetseite Fjordnorway finden

Der Jostedalsbreen

Der Jostedalsbreen, gelegen im gleichnamigen Nationalpark,  ist mit 487 km² der größte Gletscher den wir auf dem europäischen Festland kennen.  Seine maximale Länge liegt bei knapp 60 km und seine maximale Breite bei ca. 15 km. Die größte Eisdicke liegt bei 571 m und der größte gemessene Schneefall lag hier bei 12 m.

Sein höchster Punkt liegt 1957 m ü.d.M. Er besitzt 28 größere und kleinere „Auslassgletscher“. Dies sind die Seitenarme des Jostedalsbreen, die sich ins Tal „ergießen“.

Kleiner Funfact: Mit dem Wasser des Gletschers könnte Norwegen seinen Wasserverbrauch für 100 Jahre decken.

Der Nigardsbreen

Der Nigardsbreen ist daher kein einzelner Gletscher, sondern vielmehr einer dieser 28 Auslassgletscher des Jostedalsbreen. Weitere bekannte Auslassgletscher sind z.B. der Bøyabre und der Briksdalsbre.

Der Nigardsbreen trägt ca. 10% zur Fläche des Jostedalsbreen bei. Sein Name geht auf die Siedlung „Nigard“zurück, die bei einem schnellen Gletschervorstoß von 3 km (in 50 Jahren) 1743 vernichtet wurde.

Am Zufahrtsweg zum Gletscher finden wir das Breheimsenteret, das Besucherzentrum des Jostedalsbreen Nationalpark. Hier finden wir eine Ausstellung, einen Souveniershop und eine Cafeteria. Obwohl noch gute 4 km entfernt, kann man von hier bereits den Gletscher sehen.

Wanderung zum Gletscher oder auf den Gletscher?

Hier muss ich erstmal eine eindeutige Warnung aussprechen.

Geht auf gar keinen Fall alleine und ohne fachkundige Führung auf den Gletscher und beachtet unbedingt die Absperrungen! Lebensgefahr!

Wer nicht direkt vom Breheimsenteret wandern will, kann eine schmale, mautpflichtige Straße zu einem Parkplatz am Fuße des Gletschers direkt am Gletschersee, dem Nigardsbrevatnet, nehmen. Oder man bucht eine Busfahrt zu diesem ca. 4 km entfernten Parkplatz.

Von hier aus sind es dann entlang des Sees noch ca. 1,7 km bis zum Gletscherfuß. Der Wanderweg ist gut gekennzeichnet (rotes „T“) und auch für Kinder geeignet. Er ist jedoch keineswegs barrierefrei, und auch festes Schuhwerk ist dringend empfohlen. Und auch den Anstieg sollte man nicht unterschätzen.

Geführte Wanderung

Wer, wie ich, unbedingt direkt auf den Gletscher möchte, der sollte eine geführte Wanderung buchen. Dies könnt ihr zum Bespiel hier

Bei der geführten Wanderung bekommt ihr die erforderliche Ausrüstung wie Seile, Eishacke und Steigeisen für die Schuhe. Ihr solltet unbedingt mitnehmen: Warme Kleidung (auch im Sommer), winddichte Jacke, eventuell Regenjacke, Handschuhe, etwas Proviant und Getränke (Kaffee, Tee, Wasser).

Ganz wichtig ist festes Schuhwerk wie Wanderschuhe, mindestens halbhoch, damit ihr die Steigeisen auch anlegen könnt. Ohne Steigeisen geht es nicht.

Die Route

Treffpunkt war bei meiner Tour zum Nigardsbreen der Parkplatz direkt am Gletschersee. Nachdem unser Guide eingetroffen war, wurde ersteinmal die Ausrüstung übergeben. Und wer hier mit Flip-Flops ankommt, kann leider nicht mit, denn zum anlegen der Steigeisen werden mindestens gute Wanderstiefel mit fester Sohle benötigt.

Danach wird die Gruppe mit einem Boot in Richtung des Gletschers gebracht. Die Fahrt über den türkisfarbenen See dauert nur ein paar Minuten.

Nach dem übersetzen geht es dann zu Fuß weiter in Richtung des Nigardsbreen Gletschers. Der Weg führt zunächst entlang des Zuflusses zum See bevor wir auf den glattgeschliffenen Felsen unterhalb des Gletschers gelangen. Hier müssen wir natürlich noch nicht die Steigeisen anlegen.

Weiter geht es dann über eine unscheinbare aber sehr wacklige Hängebrücke über den reißenden Gletscherfluss. Hier taten sich schon der ein oder andere schwer, dieses wacklige und schwankende etwas zu überqueeren. Letztlich waren aber alle Teilnehmer auf der anderen Seite, und es ging auf dem Fels weiter.

Kurz darauf erreichten wir dann das „Basislager“ am Fuße des Nigardsbreen Gletschers. Hier bekamen wir nochmals eine Einweisung, wie wir uns auf dem Gletscher zu verhalten haben, was wir tun müssen wenn jemand einbricht, wurden angeseilt, und nachdem wir den Rand erreichten, wurden die Steigeisen angelegt.

Danach ging es endlich auf das Eis. Die Routen auf dem Eis werden von den Führern jeden Tag überprüft und neu festgesetzt, da sich das Eis hier ständig verändert.

Schon nach wenigen Metern merkt man, wie sich kalte Luft den zum Teil sehr steilen Hang hinunterwälzt, und die ersten ziehen sich die wärmeren Jacken über. Und ohne die Steigeisen würden wir hier keinen meter weit kommen.

Vorbei geht es nun an Spalten und tiefen Eislöchern, durch Schluchten und über Grate immer weiter den Gletscher hinauf. Das Gefühl hier in dieser Eiswüste ist absolut atemberaubend, und mann kann sich vorstellen wie furchtbar beängstigend es hier im Winter bei Sturm sein kann.

Nach einer ausgiebiegen Pause, die ich nach der Kletterei auch tatsächlich nötig hatte, ging es dann langsam wieder in Richtung des Basislagers. Noch wärend wir uns der Steigeisen und den Seilsicherungen entledigten, erlebten wir, wie gefährlich es ist, in irgendwelche Stollen oder Höhlen zu klettern.

Also lasst das lieber. Das Risiko zu sterben ist viel zu hoch, und auch an diesem Gletscher kam es schon zu tödlichen Unfällen.

Besonders am Fuße des Gletschers brechen immer wieder zum teil tonnenschwere Stücke herunter. So auch heute. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen, brach die vorderste Höhle zusammen. Da ich leider keine 1 zu 1 Bilder der Stelle habe, hoffe ich, das ihr den Unterschied erkennen könnt.

Gletscherfront vorher
Gletscherfront vorher
Gletscherfront nachher
Gletscherfront nachher

Fazit

Das Gefühl auf einem Gletscher ist schwer zu beschreiben, aber man merkt mit jeder Faser, das man hier eigentlich nicht hingehört. Die Natur ist hier weitaus mächtiger als das es für einen gut sein könnte.

Dennoch muß man soetwas erlebt haben. Auch wenn eine Führung nicht ganz günstig ist (ab ca. 50 Euro) empfehle ich die Tour unter fachkundiger Führung unbedingt. Es wird garantiert ein unvergessliches Erlebnis.

Allerdings möchte ich erwähnen, das die Wanderung mit den Steigeisen doch sehr anstrengend ist. Das laufen damit ist nicht ganz so einfach, und es geht zum Teil recht steil bergauf. Wer sich nicht sicher ist sollte dann eine kleinere Tour auswählen.

Der Nigardsbreen ist recht einfach mit dem Auto über die Rv55 zu erreichen.

Hier gibt es noch eine kleine Diashow (leider kein Bewegtbild) von der Tour.

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